Mit mentalen Strategien zu mehr Führungsgelassenheit
Ausgangsthese: Wir brauchen Führungskräfte, die gut gelaunt sind! Wir können es uns nicht leisten Führungskräfte zu haben, denen es schlecht geht. Sie sind zu wichtig! ... und zwar als Personen – nicht als Funktionsträger!
Es gibt viele Gründe die für die o.a. These sprechen, von denen einige hier genannt werden sollen:
- Menschen kommen zu Firmen und verlassen Führungskräfte oder kündigen innerlich.
- Projekte scheitern aufgrund von gestörten Beziehungen in hierarchischen Systemen.
- Langfristige Motivation entsteht durch angenehme Gefühle, die gelungene Beziehungen in uns auslösen.
- Man kann nicht nur finanziell, sondern auch emotional bankrott gehen.
- Nach Einschätzung der WHO wird Depression bereits im Jahr 2020 die zweithäufigste Erkrankung weltweit sein und die häufigste in den Industrienationen! (s. website BMfG)
- In einer Umfrage unter Beschäftigten von 700 Unternehmen äußerte die Mehrheit, ein verständnisvoller Vorgesetzter sei für sie wichtiger als die Höhe ihres Einkommens! Darüber hinaus ist eine sozial intelligente Vorgesetzte die primäre Triebkraft für: die Produktivität und die Verweildauer der Mitarbeiter im Betrieb. (GOLEMAN, D. Emotionale Intelligenz, 1995)
Eine ausgeglichene Gemütslage scheint also gesunheitsförderlich zu sein und letztere hat sogar einen Namen: Kohärenz. Das Konzept, das dahintersteht, nennt sich Salutogenese und ist das Lebenswerk von Aron Antonowsky. Kohärenz ist ein Gefühl, das entsteht, wenn wir:
- Zusammenhänge wahrnehmen, -> Verstehbarkeit,
- das Vertrauen haben, Schwierigkeiten aus eigener Kraft heraus meistern zu können -> Machbarkeit
- einen Sinn im Leben erkennen ->Sinnhaftigkeit
- Wenn wir uns mit dem Management der guten Laune beschäftigen, müssen wir uns auch fragen, was uns die Laune verhagelt.
Die Antwort: Dauerstress! Dauerstress ist Stress, der länger als 4-6 Wochen anhält. Übrigens auch sogenannter „positiver“ Stress!
- Stress haben wir am meisten in Beziehungen
- Stress haben wir durch Gedanken in der Beziehung mit uns selbst! (z.B. Ich-muss-Gedanken)
- Daher brauchen wir Abstellknöpfe!
Um etwas abzustellen, muss man erst mal merken, dass da was ist, was uns nicht guttut. Hier hilft die Entwicklung der Emotionalen Intelligenz. Ein erstes Messinstrument könnte der Launometer sein, auf dem wir von minus Zehn bis plus Zehn unseren aktuellen emotionalen Zustand einschätzen.
„Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König!“ singt der Volksmund.
Wenn man jetzt einen weiteren Spruch hinzunimmt: „Wenn der Wind der Veränderung weht, versuchen einige Leute Schutz zu bauen und andere Windmühlen.“, wird schnell klar, das ausgehend vom inneren Zustand, der Output variiert.
Goethe sprach von „Herzensbildung“ und Daniel Goleman von Emotionaler und sozialer Intelligenz. Emotionale Intelligenz, also der Emotionale Quotient (EQ ) einer Führungskraft hängt davon ab, inwieweit Selbst- und Interaktionsmanagement gelingen. Die gute Nachricht ist:
EQ ist lernbar! Auch eine gute Stimmung kann man trainieren wie einen gut gebauten Muskel.
Darüber hinaus ist Emotionale Intelligenz gesundheitsfördernd! Negativ aufgeladene Begegnungen zwischen Menschen können uns anstecken wie ein Virus. Sie können unser Wohlbefinden untergraben. Aus dieser Perspektive sind Gefühle wie Abscheu, Verachtung und Wut wie ein emotionales Äquivalent zum Passivrauchen. Und für letzteres haben wir ein Gesetz zum Schutz der Bürger.
„EQ kann erklären, warum ein Mensch mit einem IQ von 160 für jemanden arbeitet mit einem IQ von 100!“
Sogar das Wettrennen um den ersten Schritt auf dem Mond wurde durch eine hochemotionale Frage entschieden. Wernher v. Braun zu Kennedy: „Wollen Sie, dass die Russen die Ersten sind?“
Wenn man gelassen führen will sollte man das mit Herz und Feedback tun. Emotionale und Soziale Intelligenz für die Moderne übersetzt heißt, man muss Sätze mit „Die Wissenschaft hat festgestellt ...“ beginnen:
„Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben,“ sagt Professor Dr. Joachim Bauer in dem Buch: Prinzip Menschlichkeit.
Motivation lässt sich demnach biochemisch nachweisen:
- Dopamin ist die „Leistungsdroge“
- Körpereigene Opioide sind unsere „Wohlfühldrogen“
- Oxytozin ist das „Freundschaftshormon“
Dieses förderliche Hormoncocktail entsteht, wenn wir uns in „guten Beziehungen“ wähnen.
Wenn wir uns ausgeschlossen fühlen, wird das in den Schmerzzentren des Gehirns registriert. Bleibt dieser Schmerz unverarbeitet kommt es zu Stressspuren im Gehirn: „Performance Stress Imprintings“ auf neudeutsch. Nur dort, wo sich Bezugspersonen für den Einzelnen persönlich interessieren, kommt es in ihm zu einem Gefühl, dass ihm eine Bedeutung uukommt, dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt, sich für Ziele anzustrengen.
Wie so häufig schon erfahren, ist Wertschätzung der Türöffner für
eine gelungene Performance. Das gilt natürlich auch für den Umgang mit uns
selbst! Also: „Wenn es jemanden im Raum gibt, dem es besser geht als mir, dann habe ich etwas falsch gemacht.“
Die Neurowissenschaft hat seit einigen Jahren erstaunliche Erkenntnisse hinzuzufügen:
- Unser Gehirn ist eine lebenslange Baustelle.
- Unser Gehirn ist emotional. Ohne Emotionen kommt keine einzige Entscheidung zustande. Jede gemachte Erfahrung wird emotional markiert.
- Mehr als 80% aller Außenreize werden unbewusst verarbeitet.
- Das Gehirn ist hauptsächlich mit sich selbst verkabelt! Die Wirklichkeit ist also eher ein Hirngespinst!
- Vorstellungskraft ist eine Kraft! + Vorstellungskraft lässt sich trainieren! (s.a. Placeboeffekt + Noceboeffekt)
- Spiegelneurone liefern schneller Information ans Gehirn, als wir bewusst denken können. Darum kann das Lächeln einer Führungskraft eine Kommune besser sanieren als ein aufwendiges Kostensparprogramm!
Man könnte auch sagen: „Je nachdem, welche Laune eine Führungskraft ausstrahlt, ist sie eine Quelle für Gesundheit und Motivation oder eine Gesundheitsgefährdung!“
Bisheriges Fazit:
Die Laune und die Gesundheit einer Führungskraft, sowie indirekt die seiner Mitarbeiter/-innen hängt besonders von den Faktoren
- Guter Zustand mit sich selbst
- Guter Kontakt mit Mitmenschen
- Zielklarheit ab.
Darüber hinaus: Emotionen und Glaubensätze (Kognitionen) haben Einfluss auf Motivation und Erfolg.
Goethe soll gesagt haben: „Sei der Du bist, wenn Du ein anderer werden willst.“
Nur, wenn wir Prozesse in uns wahrnehmen, können wir auch was ändern. Dies gilt für :
- Gedanken
- Gefühle
- Körperwahrnehmungen
- Unbewusste
- Prozesse
Mit Flow (Konzept vom Glücksforscher Csikszentmihalyi), also dem selbstvergessenen Tun in der lustvollen Tätigkeit und Achtsamkeit kommt die Führungskraft von morgen somit zu einem integralen Verständnis seiner selbst. Letzteres nenne ich hier, da es die neueste Entwicklung ist, die Führungskräften dienen kann zu mehr Führungsgelassenheit zu kommen. Zum Integralen Denken und Handeln gehört die integrale Lebenspraxis, die die achtsame Entwicklung und Pflege von
- Körper
- Verstand
- Geist/Energiearbeit
- Emotionen/Schattenarbeit
als gleichrangig praktiziert. Also Physischer Körper, Verstandeskörper, Emotionalkörper und Energiekörper gilt es weiterzuentwickeln, um indirekt die feinste Regung in uns, unseren Seelenkörper zu seiner Berufung zu führen.
Fehlen nur noch ein paar konkrete Tipps und Strategien, um sie in der realen Berufswelt auszuprobieren:
1. WÄHLEN SIE SICH POSITIVE EINSTELLUNGEN
Haltungen sind Gedanken und lenken den Fokus im Umgang mit Mitmenschen und zu sich selbst!
2. PFLEGEN SIE IHRE RÜCKENWINDHORMONE ÜBER IHREN KÖRPER UND UNTERSTÜTZEN SIE SICH MENTAL:
- Hook-up
- Thymusdrüse
- klopfen
- Wächterübung
3. ÖFFNEN SIE IHR HERZ, STATT DASS SIE SICH DEN KOPF ZERBRECHEN
Herzübung
Zu 1.: WÄHLEN SIE SICH POSITIVE EINSTELLUNGEN:
Inwieweit die Energie der Aufmerksamkeit folgt, verdeutlicht die Indianergeschichte von den beiden streitenden Wölfen in unserer Seele. Ein böser und ein guter Wolf in uns bekämpfen einander fortwährend. Und wer wird siegen?
Der, dem Du Nahrung gibst.
Die Neurowissenschaft sagt dazu: Das Gehirn funktioniert wie ein 3D-Drucker!
Gebrauchsabhängig bilden sich Verbindungen zwischen Neuronen. Nervenleitungen, die wir benutzen, werden schneller durch Wachstums- und Isolierungsvorgänge.
Beispiele für förderliche Haltungen:
„Ob Du denkst, dass Du es schaffst oder ob du denkst, dass Du es nicht
schaffst, Du wirst in jedem Fall Recht behalten.“ Henry Fordmajor-latin">
Ihr aber seht und sagt: „Warum?“. Aber ich träume und sage: „Warum
nicht?“ Bernard Shaw
Aus dem NLP (s. Broschüre Denkweisen, DVNLP):
- Hinter jedem Verhalten steht eine positive Absicht.
- Jedes Verhalten ist in einem bestimmten Kontext nützlich.
- Menschen besitzen bereits alle Ressourcen, die sie für eine Veränderung benötigen.
- Es gibt kein Versagen, es gibt nur Feedback.
- Wenn das, was du tust, nicht funktioniert, tue etwas anderes.
- Sei flexibel! Das flexibelste System-Element kontrolliert das System.
- Flexibilität ist der Schlüssel zum Erfolg
- Alles, was ein Mensch kann, ist erlernbar. Alles ist erreichbar, wenn die
- Aufgabe in hinreichend kleine Schritte unterteilt wird.
- Usw.
Zu 2.: PFLEGEN SIE IHRE RÜCKENWINDHORMONE ÜBER IHREN KÖRPER UND UNTERSTÜTZEN SIE SICH MENTAL mit dem Ziel sich zu schützen, sich zu stärken und zu stabilisieren, sich ausgleichen und zu energetisieren:
2.1. Hook-ups (s. Bild 1)
Die Aussenseite der Füße zueinander-bringen und die Hände auf Höhe der Thymusdrüse ineinander verschränken. Blasebalgatmung entwickeln und Thymusdrüse leicht klopfen. (ca. 3 Atemzyklen, dann Hand- und Fussposition wechseln und erneut 3 Atemzyklen)
Füße parallel hüftbereit auseinander stellen und die Fingerkuppen vor der Körpermittel-linie zusammenbringen. Fokus auf das Strömen in den Händen zentrieren.
2.2. Die Wächterübung (s.Bild 2(
- Körperhaltungen und Empfindungen hängen zusammen
- Archetypische Bewegungsmuster zur Vorbereitung auf neue Situationen
- „Köpernahes Mentales Goretex“
- „Der Häuptling steht vor seinem Dorf“
zu. 3. ÖFFNEN SIE IHR HERZ, STATT DASS SIE SICH DEN KOPF ZERBRECHEN
Herzübung aus: Safi Nidiaye, Herz öffnen statt Kopf zerbrechen, 2013, S. 92-96,
- Augen schließen und an ein Problem denken, Thema präsent und lebendig werden lassen.
- Atem spüren und Körper wahrnehmen. Wie reagiert der Körper auf diese Bilder und Gedanken? (Wo tut sich etwas? eine Verspannung, Herzklopfen, Stechen usw.)
- Atem mitnehmen und in die betreffende Körperzone spüren. Atmen, spüren, präsent, achtsam sein.
- Emotion benennen.
- Das Gefühl als Teil wahrnehmen, der etwas vom Herz braucht, um sich angenommen oder erlöst zu fühlen: Anerkennung, Erlaubnis, Mitgefühl, Erbarmen, Verständnis, Achtung, o.a. ?
- Gefühl einprägen, im Sinne von merken, um achtsam in der Zukunft zu sein.
- Aufatmen, Ausseufzen und die Augen öffnen.
- Evtl. Emotion notieren.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Üben.
Dauer: bis 90 Minuten
Dozent: Jan Schlegtendal
Datum und Investition: nach Absprache